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Die ursprüngliche Grundrissstruktur des Gebäudes hat sich mit Ausnahme des Betsaals im rückwärtigen Mitteltrakt vollständig erhalten.
Bewahrt blieben auch zahlreiche bauzeitliche Details wie fast alle Türen, zahlreiche Fenster (insbesondere bei Fluren und Treppenhäusern), Wandschränke, Treppengeländer und Terrazzoböden in den Fluren sowie die in einer eigenartigen Stilmischung reich gestaltete Eingangstür mit neobarocken Beschlägen und spitzbogigen Verglasungen mit Ziergittern. Sie befindet sich in einem kleinen, von einem Wimperg überfangenen, blendengeschmückten Vorbau am Mittelrisalit und führt in ein Vestibül. Eine Schwingtür stellt die Verbindung zur großzügigen Treppenhalle her, die durch ihre architektonischen Formen und die Glasmalereien eine geradezu sakrale Wirkung besitzt. Im Vergleich zu den übrigen Räumen ist sie durch besonders aufwändige Gestaltung und die durch alle Etagen reichende Fine ausgezeichnet. Auf einzelne Baudetails wird weiter unten näher eingegangen.
Ein mittlerer Treppenlauf führt zum Hauptgeschoss, zwei durch ein Zwischenpodest unterbrochene Läufe ins Obergeschoss. Von der Treppenhalle gehen die Erschließungsflure der einzelnen Etagen aus. Haupt- und Obergeschoss sind gleichartig aufgebaut. An den Fluren befinden sich, jeweils an den Außenseiten des Gebäudes, die Wohnräume. Sie liegen also beim Haupttrakt zur Straße hin, in den Seitenflügeln nach Osten bzw. Westen. Neben den üblichen Einraumwohnungen gibt es beiderseits des Mittelrisalits sowie am straßen- und hofseitigen Ende der Seitenflügel auch Zweizimmerwohnungen. Erhalten sind die Eingangstüren mit Klinkerrahmungen und Kästchen für die Namensschilder (in frühklassizistischer Formgebung), meist auch die Wandschränke, in denen man Wertsachen verwahren konnte, und bei einigen Zweiraumwohnungen die inneren Verbindungstüren. Die kreuzgratgewölbten, hofseitig angeordneten Flure erinnern an Kloster-Kreuzgänge, Von den hellen Putzflächen sind durch rotes Klinkermaterial die kräftigen Gurtbögen, die flachbogigen Türrahmungen (mit Ohrung) und die Verkleidung der unteren Wandpartien (mit sog. Deutschem Band) abgesetzt. Erhalten sind die Terrazzoböden, die Abdeckungen über den Heizkörpern und die Flurfenster. In Verlängerung des Längsflurs befinden sich in der Mitte der Seitenflügel die Nebentreppenhäuser (durch Schwingtüren mit ornamentaler Verglasung abgetrennt).
Die Joche am Schnittpunkt der Flure des Haupttrakts mit denen der Seitenflügel sind jeweils durch leichte Vergrößerung und abgeschrägte Ecken hervorgehoben. Die Seitenflure weiten sich am straßenseitigen Ende in den Ecktürmchen zu einem gut belichteten polygonalen Aufenthaltsraum mit achtteiligem Gratgewölbe. Von dort konnten die Bewohner sowohl den Vorgarten als auch den Straßenraum beobachten. In den bereits erwähnten polygonalen Bauteilen an den hofseitigen Ecken sind die nach 1990 erneuerten Toiletten und Waschräume untergebracht.
Der Flur im Haupttrakt wird in der Mitte durch die schon angesprochene Treppenhalle unterbrochen, den am aufwändigsten gestalteten Raum des Gebäudes.
Die neugotischen Fenster haben grünliche Rautenscheiben und blaue Rahmungen, in den Spitzbögen Maßwerkformen, in den oberen Rosen Fünfpässe sowie Blattwerk (u.a. Weinranken), das auch die Zwickelflächen füllt. Den Raumabschluss bilden Gratgewölbe mit Gurtbogen, teils Kreuzgewölbe, teils Vierrautensterngewölbe in spätgotischer Tradition. Asymmetrische, abgestufte Kreuzgewölbe stellen den Übergang zu den niedrigeren Fluren her. Von den Putzflächen der Treppenhalle sind aus Klinkern spornartige Dienste und Wandverkleidungen abgesetzt (abgeschlossen durch Zickzackmuster, belebt durch sog. Deutsches Band), Im Fußboden des Hauptgeschosses befindet sich in einem Ovalfeld als Steinmosaik die von ornamentaler Rahmung umgebene Jahreszahl 1899. In der Mitte der durch eine rundbogige Blendarkatur gegliederten Rückwand hat sich in einer Klinkerrahmung die Marmortafel mit Inschrift „Den Gebrüdern Wilhelm u. Ferdinand Heinrich, den Stiftern dieses Hauses zum ehrenden Gedächtnis" erhalten. Darüber befindet sich im Obergeschoss die von einer aufwändigen Rahmung eingefasste originale zweiflügelige Tür zur ehemaligen Kapelle.
Die ursprüngliche Funktion wird bis heute durch das Christusmonogramm angezeigt. Der hohe, tonnengewölbte und weit in den Dachbereich hineinragende Kappenraum wurde 1960 in drei Wohnetagen unterteilt. Darunter lagen im Hauptgeschoss des Mitteltrakts ein Konferenzraum und eine Wohnung. Das Sockelgeschoss dieses Trakts wird vom zentralen Speisesaal eingenommen. Ihn zeichnen sonst im Gebäude nicht vorkommende flache Holzbalkendecken mit kielbogenförmig endenden länglichen Kassettierungen aus (Südwestteil durch Schwammbefall zerstört). Aus gelblichen Ziegeln bestehen die kreuzförmigen Pfeiler, die Türrahmungen und Wandverkleidungen. Fenster und Türen mit Verglasungen sind erhalten. Es besteht ein direkter Zugang zum Garten. Vermutlich konnte man im Sommer auch draußen sitzen.
Die Lage des Speisesaals in der unteren Etage hängt mit der Nähe zu den hier untergebrachten Küchen- und Lagerräumen zusammen.
Die Grundstruktur des Sockelgeschosses entspricht den oberen Etagen. Abweichend sind die Preußischen Kappendecken und die niedrigere Raumhöhe. Im Haupttrakt lagen straßenseitig rechts Küchenräume (z.T. Terrazzoboden und Wandfliesen erhalten), links Zentralheizung und Heizerwohnung (später auch Büroräume; Türen z.T. erhalten). Im linken, westlichen Seitenflügel befanden sich Lagerräume (ursprünglich im Süden für Brennmaterial, ganz im Norden Gartengeräte). Im östlichen Seitenflügel lag im Süden ursprünglich die Krankenstation; im nördlichen Bereich wurden Bäder eingebaut (helle Wandfliesen).
Ebenso sorgfältig wie die übrigen Teile des Gebäudes sind die Dachbereiche mit Drempel und Pfetten-Zangen-Konstruktionen ausgeführt.
Dies gilt auch für die Erschließungswege und Treppen in den beeindruckenden hohen Räumen. Der Mittelteil ist durch Brandmauern abgeteilt. Auf den Dachböden haben sich Kästen mit Lüftungsöffnungen erhalten. Hier mündeten die Lüftungsschächte, der Ein- und Zweiraum-Wohnungen, die über ein Gas-Kochgerät verfügten. Hier sind auch verschiedene bauzeitliche Türen eingelagert. Nicht denkmalwert ist der kleine eingeschossige Anbau auf der Nordseite des westlichen Seitenflügels.